29/01/2014

TAGUNG: Die Zukunft des HSK-Unterrichts in der Schweiz (18. Januar 2014) und Medienmitteilung vom 21/01 (IGE!)

Interessengemeinschaft Erstsprachen – IGE
– Groupement d’intérêt langues premières

Samstag, 18. Januar 2014, 9:30 – 17 Uhr
Samedi 18 janvier 2014, de 9h 30 à 17h

Campus Muristalden Bern
Muristrasse 8, 3000 Bern

Tagung Die Zukunft des HSK-Unterrichts in der Schweiz: Qualitätssicherung, Weiterentwicklung und Integration
Journée d’ étude L’avenir de l’enseignement des langues premières (LCO) en Suisse: garantie de la qualité, évolution et intégration

Der Erstsprachunterricht (HSK) in der Schweiz findet oftmals unter prekären Bedingungen statt. Aktuell wird dieser aufgrund von Finanzierungsproblemen der Trägerschaften für die Sprachen Italienisch und Portugiesisch sogar infrage gestellt. Um den Bestand und die Qualität aller HSK-Kurse sicherzustellen, deren Rahmenbedingungen zu verbessern und nicht zuletzt ihren Ausbau zu ermöglichen, benötigen wir eine Diskussion über neue Organisations- und Finanzierungsmodelle. Dabei gilt es, die unterschiedliche Lage in den einzelnen Kantonen und Sprachen zu berücksichtigen.
Der HSK-Unterricht sollte als ein Teil des Sprachenlernens an der Schule gesehen werden, der mit dem Unterricht in den anderen Sprachen zusammenhängt. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass in einigen europäischen Staaten der Erstsprachunterricht für Migrantenkinder weitgehend in das öffentliche Bildungssystem integriert ist. In welcher Weise wäre dies auch in der Schweiz sinnvoll und möglich?
Die Interessengemeinschaft Erstsprachen (IGE) führt eine Fachtagung durch, um die hiesigen Debatten über die Angebote des HSK-Unterrichts und den Einbezug von Mehrsprachigkeit im Unterricht anzureichern. Die Erkenntnisse der Tagung werden in einer Broschüre (deutsch, französisch und italienisch) zusammengefasst und zugänglich gemacht.

L’enseignement des langues premières (LCO) en Suisse est souvent dispensé dans des conditions précaires. Actuellement, en raison des problèmes de financement et d’organisation, les cours LCO, notamment italien ou portugais sont remis en question. Ne serait-ce pas le moment de se questionner sur leur pertinence, leur élargissement? Peut-on garantir leur utilité, leur qualité? Pour qui? A quelles conditions? Quelles différences entre les cantons et les langues? Quel financement?
Les cours LCO devraient également être interrogés par rapport à leur complémentarité avec les plans d’études et l’apprentissage des autres langues enseignées à l’école. Un coup d’oeil par dessus les frontières montre que dans certains Etats européens, l’enseignement de la langue première pour les élèves issus de la migration est intégré dans une large mesure dans le système d’éducation publique. Une proposition pour la Suisse?
Le Groupement d’intérêt langues premières (IGE) organise à ce sujet une journée d’étude pour enrichir les débats sur cette formation, mais également pour promouvoir le plurilinguisme. Les points forts de la conférence seront édités et mis à votre disposition en français, allemand et italien.

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IGE! InteressenGemeinschaft Erstsprachen
www.linguaprima.ch
Dr. Johannes Gruber vpod Zentralsekretariat

Medienkommuniqué vom 18. Januar 2014

Erstsprachunterricht in die öffentliche Schule integrieren!

Die Zukunft des muttersprachlichen Unterrichts für Kinder mit
Migrationshintergrund stand im Mittelpunkt einer Tagung am 18.1.14 in
Bern. Der Einladung der Interessengemeinschaft Erstsprachen IGE waren
mehr als 200 Fachpersonen aus Schule, Verwaltung, Wissenschaft und Politik
gefolgt.

Seit ihrer Gründung 2007 verfolgt die IGE das Ziel, dass das öffentliche
Bildungswesen auch für den Unterricht in den Erstsprachen ("Unterricht für
heimatliche Sprache und Kultur" HSK) die volle inhaltliche, rechtliche,
organisatorische und finanzielle Verantwortung übernimmt, in
Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern und den Organisationen der
verschiedenen Sprachgemeinschaften.

An der Tagung bestand Einigkeit darüber, dass die Zuwanderer mit ihren
Sprachen den kulturellen und ökonomischen Reichtum der Schweiz erhöhen.
HSK-Kurse werden in der Schweiz unter anderem für die Sprachen Albanisch,
Arabisch, Chinesisch, Finnisch, Italienisch, Koreanisch, Kroatisch, Kurdisch,
Portugiesisch, Russisch, Türkisch, Serbisch, Spanisch, Tamil oder Ungarisch
angeboten. Dieser Unterricht leistet auch einen wichtigen Beitrag zu
Chancengerechtigkeit und Bildungserfolg vieler Kinder. Trotzdem mangelte es
bisher am politischen Willen, diesen Unterricht in das Schweizer
Bildungssystem zu integrieren.

Rosita Fibbi, Soziologin an der Universität Neuchâtel («Schweizerisches
Forum für Migrations- und Bevölkerungsstudien»), erläuterte in ihrem
Vortrag die prekären Bedingungen, unter denen der Erstsprachunterricht in
der Schweiz oftmals stattfindet.

Ein Blick über die Landesgrenzen zeigte zudem, dass etwa in den
skandinavischen Staaten oder Österreich jedes immigrierte Kind
grundsätzlich Anspruch auf Unterricht in seiner Erstsprache hat, erteilt und
finanziert im Rahmen des nationalen Bildungssystems.

An der Tagung wurden in zehn Workshops Fragen der Organisation,
Finanzierung sowie Didaktik des HSK-Unterrichts in der Schweiz behandelt
und diskutiert, wie die Unterrichtsqualität gesichert sowie die
Rahmenbedingungen für den Unterricht verbessert werden können. Als
wichtiger Aspekt wurden dabei immer wieder bessere
Weiterbildungsmöglichkeiten genannt. Auch der Umgang mit Sprachenvielfalt
als Ressource innerhalb des Regelunterrichts und dessen Verankerung im
neuen Lehrplan der Romandie war Gegenstand der Diskussion.

An der Podiumsdiskussion zum Abschluss der Tagung betonten die beiden
Gewerkschaftspräsidentinnen Katharina Prelicz-Huber (VPOD)und Vania
Alleva (UNIA) den Wert des Erstsprachunterrichts und forderten dessen
Integration in die öffentliche Schule. Heidi Mück (BastA) stellte ihren
parlamentarischen Vorstoss im Grossen Rat des Kantons Basel-Stadt vor, der
genau dies als Ziel formuliert und auf den die Basler Regierung 2014
antworten muss. Die Türkischlehrerin Selin Öndül wies darauf hin, dass auch
unter den gegebenen Bedingungen bereits viel für bessere
Arbeitsbedingungen getan werden kann. Die Erziehungsdirektorin Elisabeth
Baume-Schneider (Kanton Jura) erläuterte, dass im Kanton Jura viele kleine
Schritte in diese Richtung unternommen werden.

Mit dieser Tagung trägt die Interessengemeinschaft Erstsprachen IGE zur
Diskussion über die Weiterentwicklung des HSK-Unterrichts und den
Einbezug der Sprachenvielfalt auch innerhalb des Regelunterrichts bei. Auf
der Basis der Tagungsergebnisse werden in den nächsten Monaten konkrete
Vorschläge erarbeitet, wie der Erstsprachunterricht stärker in das öffentliche
Bildungssystem integriert und dessen Qualität sichergestellt werden kann.

Für zusätzliche Informationen:

Dr. Johannes Gruber, vpod-ssp, 079 708 6224, johannes.gruber@vpod-ssp.ch
Marília Mendes, UNIA, 079 946 64 89, marilia.mendes@unia.ch
Sowie: www.linguaprima.ch

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