07/03/2012

Internationaler Tag der Muttersprache 2012: HSK integrieren! (21 Fev. 2012).vpod (IGE)


21/02/2012

Internationaler Tag der Muttersprache 2012: 

HSK integrieren!

Von: Johannes Gruber

Die Interessengemeinschaft Erstsprachen (IGE) wendet sich nachdrücklich gegen den sich abzeichnenden Abbau des muttersprachlichen Unterrichts in der Schweiz. Anlässlich des 'internationalen Tags der Muttersprache' am 21. Februar fordert die IGE die Integration des sogenannten 'Unterrichts in heimatlicher Sprache und Kultur' (HSK) in das öffentliche Bildungssystem.

Wir feiern heute den 'Internationalen Tag der Muttersprache'. Durch Einwanderung hat die Sprachenvielfalt in der Schweiz zugenommen. Die vielen hierzulande verbreiteten Sprachen sind eine kulturelle Bereicherung und von volkswirtschaftlichem Nutzen für unser Land. Durch die Förderung dieser Sprachen wird auch Wertschätzung gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund zum Ausdruck gebracht und ein Beitrag zu deren Integration geleistet. Wie wissenschaftliche Studien zeigen, trägt der Unterricht in der Erstsprache zudem zur Chancengerechtigkeit im Bildungswesen bei, indem die Kinder von Einwandererfamilien dadurch auch die Schulsprache leichter erlernen.

Ungeachtet dessen findet zurzeit ein Abbau des Erstsprachunterrichts statt. Mitten im Schuljahr wurde kurzfristig 20 Lehrpersonen für Portugiesisch mitgeteilt, dass ihre Kurse aufgehoben werden. Bereits jetzt haben in der Schweiz ca. 3000 Kinder den Unterricht in ihrer Muttersprache Portugiesisch verloren, für den Sommer ist ein weiterer Abbau geplant. Auch die HSK-Kurse für Italienisch sind gefährdet. Bisher finanzierten der portugiesische beziehungsweise der italienische Staat die jeweiligen HSK-Kurse in der Schweiz und fungierten auch als organisatorische Träger des Unterrichts. Durch die ökonomische Krise dieser beiden Länder und eine dadurch erzwungene Sparpolitik der öffentlichen Haushalte wird dies nun infrage gestellt.
Seit Jahrzehnten gibt es in der Schweiz Diskussionen darüber, wie man den HSK-Unterricht besser in das öffentliche Bildungswesen integrieren kann.

Zuletzt widmete sich etwa 2010 die Convegno-Fachtagung der "Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren" (EDK) diesem Thema. Doch geschehen ist bisher relativ wenig. Zum Beispiel wurde im Kanton Zürich ein verbindlicher Rahmenlehrplan für HSK-Unterricht entwickelt, der eine bestimmte Qualität des Unterrichts garantieren soll. Das Erreichte wird nun durch den Abbau der Kurse teilweise wieder zerstört.
Es gilt jetzt kurzfristige, pragmatische Lösungen zu finden, die die Weiterführung der von Einsparungen betroffenen Kurse ermöglichen. Gerade bei einer offiziellen Landessprache wie Italienisch sollte ein Einspringen durch Bund, Kantone und Kommunen selbstverständlich sein, sobald HSK-Kurse bedroht sind. Doch auch andere Sprachen sind nicht weniger wichtig. Portugiesisch-Unterricht wird bereits abgebaut.

Mittel- bis langfristiges Ziel sollte es sein, den HSK-Unterricht gut in das öffentliche Bildungswesen der Schweiz zu integrieren, damit sowohl eine hohe Unterrichtsqualität wie auch gute Anstellungsbedingungen für die Lehrpersonen garantiert werden können. Österreich ist in dieser Hinsicht vorbildlich, muttersprachlicher Unterricht wird dort seit Beginn der 1990er Jahre innerhalb des Regelschulwesens erteilt, staatliche Lehrpläne definieren Qualitätsstandards und Anstellungsbedingungen innerhalb des öffentlichen Diensts sorgen auch für eine angemessene Entlohnung der Lehrpersonen.
Die "Interessengemeinschaft Erstsprachen" (IGE) wird in den nächsten Monaten ein Konzept für die Integration des HSK-Unterrichts in das öffentliche Bildungswesen erarbeiten, das Unterrichtsqualität wie gute Anstellungsbedingungen gleichermassen sicherstellt.

Dr. Johannes Gruber, Interessengemeinschaft Erstspachen (IGE)

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