Portugiesischer Protest in Bern
Aktualisiert am 17.03.2012 (DER BUND)
Mit Pauken und Trommeln marschierten einige Demonstranten auf dem Waisenhausplatz ein, Portugiesinnen in folkloristischer Tracht führten traditionelle Tänze auf. Mit der geballten Kultur des Landes wehrten sich die Portugiesinnen und Portugiesen gegen das Sparprogramm ihrer Regierung.
Rund zweihundert in der Schweiz lebende Portugiesinnen
und Portugiesen waren dem Aufruf eines Komitees zur Erhaltung der
Sprach- und Kulturkurse sowie der Gewerkschaft Unia gefolgt.
Vom
Sparkurs in Lissabon sind auch die Exil-Portugiesen betroffen. So erhält
das Botschaftspersonal den Lohn - trotz des tiefen Kurses - weiterhin
in Euros ausgezahlt. Die Botschafts- und Konsulatsangestellten
verdienten heute rund 40 Prozent weniger als noch vor drei Jahren, hiess
es an der Kundgebung. Zudem sollen dem Sparprogramm die Kurse in
heimatlicher Sprache und Kultur (HSK) zum Opfer fallen.
«Lasst uns lernen!»
Mittlerweile
hat sich eine BürgerInnenbewegung für den Erhalt der portugiesischen
Sprachkurse gebildet. Auf dem Waisenhausplatz hielten Kinder ein
Transparten mit der Aufschrift «Deixem-nos aprender!» («Lasst uns
lernen!») in die Luft.
Unterstützung erhalten die in der Schweiz
lebenden Portugiesen von der Gewerkschaft Unia. Denn, so Rita Schiavi,
Mitglied der Unia-Geschäftsleitung: «Die Kurse sind wichtig für die
Integration fremdsprachiger Kinder.» Wer seine Muttersprache beherrsche,
lerne leichter eine Zweitsprache.
Dass die Unia den Protest der
Iberer unterstützt, kommt nicht von ungefähr. Rund 24'000 Mitglieder mit
portugiesischem Pass zählt die Gewerkschaft. Viele davon verdienen
ihren Lohn in der Baubranche, aber auch einzelne Angestellte der
portugiesischen Botschaft in Bern sind in der Unia organisiert.
Bundesgelder oder Steuer auf Kapitalfluss
Die
Gewerkschaft will gemeinsam mit dem LehrerInnenverband und dem Verband
des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) in den kommenden Wochen mit
konkreten Forderungen reagieren. Die Gruppierungen planen einen Antrag
an die Erziehungsdirektorenkonferenz und an das Bundesamt für Migration.
Sie verlangen von den Schweizer Behörden, dass die HSK-Kurse vom Bund
mitfinanziert werden. Dabei geht es um sämtliche HSK-Kurse, nicht nur um
jene der Portugiesen.
Eine andere Möglichkeit hat sich die
BürgerInnenbewegung überlegt. Sie denken über die Möglichkeit einer
Steuer auf die Geldflüsse der Exil-Portugiesen nach. «Unsere Landsleute
schicken sehr viel Geld nach Hause», so Marília Mendes von der
BürgerInnenbewegung. Mit dem Ertrag der Steuer könnten die Kurse
finanziert werden.
Nach der Kundgebung auf dem Waisenhausplatz
zogen die Demonstranten zur portugiesischen Vertretung, um dem
Botschafter ihre Forderungen zu überreichen.
(dam/sda) Erstellt: 17.03.2012, 16:24 Uhr
Sem comentários:
Enviar um comentário