21/03/2012

Portugiesischer Protest in Bern (Der Bund)

Portugiesischer Protest in Bern

Aktualisiert am 17.03.2012                                                                         (DER  BUND)
Über 200 Portugiesinnen und Portugiesen haben am Samstag auf dem Waisenhausplatz gegen die Sparprogramme der Regierung in ihrem Heimatland protestiert.


Mit Pauken und Trommeln: Portugiesen demonstrieren auf dem Waisenhausplatz gegen das Sparprogramm der Regierung in Lissabon.


Die Demonstranten fühlen sich gemolken: «Wir sind keine Milchkühe!»


Auch folkloristische Kleidung war zu sehen.


Tanzen gegen das Sparprogramm.

Mit Pauken und Trommeln marschierten einige Demonstranten auf dem Waisenhausplatz ein, Portugiesinnen in folkloristischer Tracht führten traditionelle Tänze auf. Mit der geballten Kultur des Landes wehrten sich die Portugiesinnen und Portugiesen gegen das Sparprogramm ihrer Regierung.
Rund zweihundert in der Schweiz lebende Portugiesinnen und Portugiesen waren dem Aufruf eines Komitees zur Erhaltung der Sprach- und Kulturkurse sowie der Gewerkschaft Unia gefolgt.
Vom Sparkurs in Lissabon sind auch die Exil-Portugiesen betroffen. So erhält das Botschaftspersonal den Lohn - trotz des tiefen Kurses - weiterhin in Euros ausgezahlt. Die Botschafts- und Konsulatsangestellten verdienten heute rund 40 Prozent weniger als noch vor drei Jahren, hiess es an der Kundgebung. Zudem sollen dem Sparprogramm die Kurse in heimatlicher Sprache und Kultur (HSK) zum Opfer fallen. 

«Lasst uns lernen!»
Mittlerweile hat sich eine BürgerInnenbewegung für den Erhalt der portugiesischen Sprachkurse gebildet. Auf dem Waisenhausplatz hielten Kinder ein Transparten mit der Aufschrift «Deixem-nos aprender!» («Lasst uns lernen!») in die Luft.
Unterstützung erhalten die in der Schweiz lebenden Portugiesen von der Gewerkschaft Unia. Denn, so Rita Schiavi, Mitglied der Unia-Geschäftsleitung: «Die Kurse sind wichtig für die Integration fremdsprachiger Kinder.» Wer seine Muttersprache beherrsche, lerne leichter eine Zweitsprache.
Dass die Unia den Protest der Iberer unterstützt, kommt nicht von ungefähr. Rund 24'000 Mitglieder mit portugiesischem Pass zählt die Gewerkschaft. Viele davon verdienen ihren Lohn in der Baubranche, aber auch einzelne Angestellte der portugiesischen Botschaft in Bern sind in der Unia organisiert.

Bundesgelder oder Steuer auf Kapitalfluss
Die Gewerkschaft will gemeinsam mit dem LehrerInnenverband und dem Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) in den kommenden Wochen mit konkreten Forderungen reagieren. Die Gruppierungen planen einen Antrag an die Erziehungsdirektorenkonferenz und an das Bundesamt für Migration. Sie verlangen von den Schweizer Behörden, dass die HSK-Kurse vom Bund mitfinanziert werden. Dabei geht es um sämtliche HSK-Kurse, nicht nur um jene der Portugiesen.
Eine andere Möglichkeit hat sich die BürgerInnenbewegung überlegt. Sie denken über die Möglichkeit einer Steuer auf die Geldflüsse der Exil-Portugiesen nach. «Unsere Landsleute schicken sehr viel Geld nach Hause», so Marília Mendes von der BürgerInnenbewegung. Mit dem Ertrag der Steuer könnten die Kurse finanziert werden.
Nach der Kundgebung auf dem Waisenhausplatz zogen die Demonstranten zur portugiesischen Vertretung, um dem Botschafter ihre Forderungen zu überreichen. 
                                                                                                                                          (dam/sda)  Erstellt: 17.03.2012, 16:24 Uhr

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